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Neue Klinik Kinder- und Jugendpsychiatrie Graubünden 2026 – Interview mit der Ärztlichen Direktorin Dr. med. Heidi Eckrich

Am 2. März 2026 eröffnet die neue Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie Graubünden. Im Interview spricht die Ärztliche Direktorin Dr. med. Heidi Eckrich über die Bedeutung dieses Meilensteins, die wichtigsten Neuerungen im Behandlungsangebot und die Herausforderungen beim Klinikstart.

Karin Bächer

25.09.2025

Liebe Heidi, in gut 6 Monaten, am 2. März 2026, nimmt die neue Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie ihren Betrieb auf. Was bedeutet dieser Tag für dich als Ärztliche Direktorin Kinder- und Jugendpsychiatrie?

Je näher dieser Tag rückt, desto tiefer empfinde ich Demut und Dankbarkeit, dass wir nun an diesem Punkt stehen. Ein helles, grosszügiges, freundliches und – wie ich finde – wunderschönes Gebäude, tolle, motivierte Mitarbeitende und die Aussicht auf Weiterentwicklung – davon träumen manche nur. Und die Eröffnung wird ein Meilenstein sein, nicht nur für uns, sondern vor allem für die Versorgung der Kinder, Jugendlichen und Familien Graubündens.

Ich freue mich auch deswegen sehr darauf, weil es zudem ein attraktiver Arbeitsort sein wird, wo Behandlungs- und Ausbildungsqualität auf einladende äussere Umstände trifft. Was in Zeiten des Fachkräftemangels unbezahlbar ist.

Wie muss man sich die aktuellen Vorbereitungsarbeiten im Hinblick auf den «Klinik-Start» vorstellen – was beschäftigt euch momentan?

Derzeit sind wir intensiv an der Rekrutierung von Mitarbeitenden, die aufgrund der Erweiterung des Angebots noch benötigt werden. Wir haben nun die Räume letztgültig zugeteilt, Möbel ausgesucht, Abläufe und Prozesse im Haus noch genauer besprochen. Was es noch braucht, sind weitere Festlegungen übergeordneter Prozesse im Waldhausgelände, einen tieferen Detaillierungsgrad der Konzepte, Funktionsbeschreibungen neuer Stellen und weiterhin das grosse Glück eines nahezu perfekten Baufortschritts.

Mit dem Klinik-Neubau verändert sich auch das Behandlungsangebot der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Was sind die wesentlichsten Neuerungen zum bisherigen KJP-Angebot?

Ganz neu wird es eine Station für Kinder geben, also nicht nur für Jugendliche wie bisher. Man unterschätzt gerne, wie wichtig es ist, rechtzeitig stationär behandeln zu können – das hilft Aufenthaltszeiten zu verkürzen und vor allem einen unnötig langen Leidensweg zu vermeiden. Neu gibt es auch das Angebot einer Tagesklinik, das heisst Kinder und Jugendliche, die in einem entsprechenden Radius wohnen und ein tragfähiges Umfeld haben, können abends wieder nach Hause gehen und werden tagsüber genauso umfassend behandelt wie auf den Stationen.

Insgesamt erweitern wir von aktuell zwölf auf 28 Behandlungsplätze (21 Betten und sieben Tagesklinikplätze). Sollte es nötig sein, jemand für einen gewissen Zeitabschnitt so intensiv respektive geschlossen zu behandeln, damit er sich oder anderen nichts antun kann, haben wir neu dafür auch geeignete Räumlichkeiten. Und auch wenn wir bisher schon eine Schule für unsere Patienten hatten – die neue Klinikschule wird zusammen mit der eigenen Turnhalle mehr Möglichkeiten für einen individuellen, motivierenden und fördernden Unterricht haben.

Welche Herausforderungen siehst du, welche beim Klinik-Start aber auch beim Umzug der bestehenden Stationen euer besonderes Augenmerk verlangen?

Das wird eine echte Anstrengung für alle Beteiligten! Den Jugendlichen der beiden aktuellen Stationen wird zugemutet, sich in neuen Räumen mit einem veränderten Team wieder einfinden zu müssen.

Da die interdisziplinären Teams sich neu zusammensetzen werden, wird es für niemand einfach nur Kontinuität in neuen Räumen geben, sondern notwendige Teamentwicklung wird auf unvertraute Abläufe in anfangs vielleicht noch verwirrenden Räumlichkeiten treffen. Es wird niemand geben, der einem sagen kann, so oder so haben wir das hier immer schon gemacht – alles muss neu definiert werden in Bezug auf die Lokalität. Und genau das ist aber auch die Chance im Ganzen! So kann man auch mal alte Zöpfe oder überholte, vielleicht sogar schon sinnentleerte Prozesse wie eine alte Haut abstreifen.

Eine wirkliche Herausforderung liegt aus meiner Sicht in der neuen Realität, dass wir auf einem Gelände sehr unterschiedliche Personengruppen zusammenbringen. Alle Patienten und Bewohner der PDGR haben dasselbe Recht, dass man bestmöglich für sie sorgt. Aber wie in der Gesellschaft auch, gibt es dabei besonders schützenswerte Wesen. Für mich wäre es das Schlimmste überhaupt, wenn unter unserer Obhut kindesschutzrelevante Ereignisse passieren würden, wie Grenzüberschreitungen zum Beispiel. Deswegen ist das Thema institutioneller Kindesschutz auch so bedeutsam.

Auf was freust du dich am meisten in der neuen Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie?

Ich freue mich wirklich auf die Räume, das Licht, die wunderschönen Ausblicke in die umwerfende Bündner Landschaft. Auch dass es gelungen ist, konzeptuell ein hohes Ausmass an Flexibilität für die Versorgung des Kantons vorhalten werden zu können. Und vielleicht noch ein Stückchen mehr auf die Bedürfnisse unserer Kinder und Jugendlichen eingehen zu können.

Dr. med. Heidi Eckrich

Ärztliche Direktorin KJP

Heidi Eckrich ist Ärztliche Direktorin Kinder- und Jugendpsychiatrie der Psychiatrischen Dienste Graubünden.

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