Dr. Fabian Kraxner bringt als Psychiater mehrere Jahre Erfahrung aus der Psychiatrie mit und ist nun mit seinem eigenen Unternehmen, Mental Health Company, dabei, die mentale Gesundheit messbar, erlebbar und sichtbar zu machen. Im Interview erzählt er uns mehr über Resilienz, Selbstfürsorge und wie kleine Routinen im Alltag eine grosse Wirkung haben können.
Ich setze auf die “5 L” – Luft, Licht, Liebe, Lachen und Laufen. Das sind einfache, aber wirksame Prinzipien, die ich täglich selbst anwende – und auch meinen Patient:innen empfehle. Sie stärken die Resilienz und helfen, das emotionale Hamsterrad zu stoppen.
Luft: Bewegung draussen an der frischen Luft ist heilsam. “Walk2Talk” ist eine einfache, aber effektive Therapieform, wenn Patienten noch einigermassen mobil sind.
Licht: Gerade im Schichtdienst sowie Winter fehlt uns Sonnenlicht. Lichttherapie am Morgen bringt Energie zurück.
Liebe: Gemeint ist echte Verbindung – zu Menschen, zu Dir selbst, zu dem, was dir Sinn stiftet.
Lachen: Humor ist die reife Alltagsbewältigung. Lachen ist das Ganz-Hirntraining. Alles hilft, Distanz zu gewinnen und Spannungen abzubauen.
Laufen: Repetitive Bewegungen beruhigen – das kann ein Spaziergang sein, aber auch Kaugummi kauen oder Stricken. Hauptsache, der Körper bekommt einen Rhythmus.
Weil die mentale Gesundheit im Arztberuf besonders gefordert ist. Viele von uns arbeiten am Limit – Schichtdienste, Zeitdruck, wenig Tageslicht und hohe Verantwortung. Das Risiko für Burnout, Depressionen oder emotionale Erschöpfung ist deutlich erhöht.
Und oft fällt uns Selbstfürsorge schwer. Dabei ist sie kein Luxus, sondern die Grundlage dafür, langfristig gesund und leistungsfähig zu bleiben.
Klar – hier folgen 3 Tools, die einfach umsetzbar sind:
Mikro- und Mittagspausen durchführen: Ein regelmässiger Tapetenwechsel oder eine kleine Gehpause wirken Wunder.
Einen vertrauten Gegenstand – zum Beispiel die Türklinke – bewusst wahrnehmen und spüren. Eine kleine Achtsamkeitsübung für zwischendurch.
Bewegung mit Sinn: Plane gezielte Bewegung ein – etwa, indem du mobile Patienten zu einem „Walk2Talk“ mitnimmst. Davon profitieren beide.
In der Schweiz gibt es zudem z. B. ReMed, ein Netzwerk speziell für Mediziner:innen in Krisen, die rund um die Uhr erreichbar sind. Wenn es also nicht mehr alleine geht, bitte unbedingt professionelle Hilfe holen.
Ja, ich lebe es mit Freude. Mein Arbeitsweg ist gleichzeitig Bewegung und Auszeit. Ich exponiere mich wiederholt dem Tageslicht und pflege Beziehungen – im Beruf wie im Privaten. All das macht meine Arbeit nicht nur erfüllend, sondern auch stärkend, sinnstiftend und fördert meine eigene Resilienz. Eigennutzen hat hier durchaus seinen Platz.
Wir machen mentale Gesundheit sichtbar, messbar und erlebbar. Dabei setzen wir Herzraten-Variabilitäts-Messungen ein. Hieraus erhalten wir ein detailliertes Zustandsbild über das autonome Nervensystem, denn das Unterbewusstsein ist stets ehrlich. Diese ursachenorientierte Stress-Vulnerabilitätsanalyse kann auch für Ärzte und Ärztinnen spannend sein, um ihren eigenen mentalen Gesundheitszustand zu evaluieren und zu verbessern. Mehr Infos hierzu findet ihr hier.
Danke, Fabian – für deine Offenheit und die konkreten Impulse für den Alltag.
Dr. Fabian Kraxner bringt mehrere Jahre Erfahrung in der Psychiatrie mit und ist nun mit Mental Health Company selbständig tätig, mentale Gesundheit zu fördern.
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